Was ist Karies?
Fast jeder kennt die Karies aus eigenen Erfahrungen. Für die kleineren Patienten ist sie das Zahnwehmännchen, für die Erwachsenen bedeutet sie einfach Löcher im Zahn. Aber nicht jeder weiß, was Karies tatsächlich ist. Gerade in den sogenannten Wohlstandsländern hat sie sich mit einer Häufigkeit von über 90 % zu einer weitverbreiteten Zivilisationskrankheit entwickelt. Karies, im Volksmund auch Zahnfäule genannt, ist durch die Zerstörung der Zahnsubstanz gekennzeichnet. Ohne entsprechende Behandlung kann der weitere Verlauf der Krankheit sogar zum Verlust des befallenen Zahnes führen. So kann Karies entstehen In einem gesunden Mund besteht ein Gleichgewicht aus zwei gegenläufigen Prozessen. Einerseits werden Speisereste zersetzt und aufgelöst, andererseits werden die dabei entstandenen Säuren neutralisiert und geschädigte Zahnoberflächen repariert. Man spricht im Allgemeinen auch von De- und Remineralisierung. Für diese Funktionen ist der Speichel mit seinen verschiedenen Bestandteilen verantwortlich. Ist das Verhältnis dieser Vorgänge zueinander nicht mehr ausgewogen, so kommt es zur Kariesbildung. Entstehung und Verlauf dieser Erkrankung ist von mehreren äußeren Umständen abhängig, deshalb wird in Fachkreisen auch häufig von einem multikausalem Prozess gesprochen. Die drei einflussreichsten Faktoren sind Ernährung, Bakterien der Mundflora und Zahnhygiene. Zu einer Störung kommt es, wenn der Speichel zu viele Speisereste im Mund zersetzt und demzufolge auch zu viele schädliche Säuren entstehen. Diese können dann, wie es üblicherweise der Fall ist, nicht mehr vollständig vom Speichel neutralisiert werden. Der erhöhte Anteil der Säuren führt zu einer Entkalkung des Zahnschmelzes, und unweigerlich auch zur Auflösung desselbigen. Die ersten Anzeichen einer solchen Zersetzung sind kleine kreidig weiße Flecken. In diesem Anfangsstadium spricht man vom Initialkaries. Zu diesem Zeitpunkt hat der Patient noch die Möglichkeit durch intensive Pflege, unangenehmes Bohren zu verhindern. Das erklärt auch, warum es passiert, dass bei diesem Status ein Zahnarzt Karies diagnostiziert, ein anderer aber nicht. Das die Diagnosen so unterschiedlich ausfallen hat nichts mit mangelndem Fachwissen zu tun, eher mit den unterschiedlichen Interpretationsansätzen. In diesem Fall sind beide Aussagen richtig. Der wichtigste Auslöser von Karies ist der Zahnbelag auch Plaque genannt. Er ist von rauer, klebriger Substanz und besteht aus Speichel, Bakterien und Nahrungsresten. Setzt sich Plaque auf den Zähnen fest, so kann nur noch kaum bis gar keine Remineralisierung der Zähne stattfinden. Mineralsalze wie Calcium und Phosphat gelangen nicht durch die Plaque in die Zahnsubstanz, sondern lagern sich stattdessen am Äußeren der Zähne ab. Mit der Zeit bildet sich eine sehr harte gelbliche Schicht, die als Zahnstein bekannt ist. Auf der porösen Oberfläche des Zahnsteins, setzt sich ebenfalls Belag ab, der dann zu schmerzlichen Zahnfleischentzündungen führt. Die im Zahnbelag vermehrt auftretenden Bakterien wandeln Kohlehydrate in Säuren um, die dem Zahnschmelz wichtige Mineralien entziehen und ihn mit der Zeit auflösen. Ist der Zahnschmelzmantel bereits geschädigt, so dringen diese Bakterien auch in das Zahninnere ein. Dort verursachen sie sehr schmerzhafte Entzündungen. Optimale Vorsorge Leider wird die Karies heutzutage immer noch leichtfertig von den Patienten hingenommen. Der Zahnarzt wird es schon richten. Dabei bleibt nicht nur Geld auf der Strecke, sondern auch die Gesundheit. Allerdings reden wir hier nicht nur über ein paar gesunde Zähne, auf die man im übrigen auch viel Wert legen sollte, sondern auch über andere Gesundheitsschäden. So ist es wissenschaftlich bewiesen, das die Bakterien ebenso innere Organe schädigen können. Über Entzündungen des Zahnhalteapparates, beispielsweise bei einer Zahnwurzelentzündung, können die an und für sich harmlosen Bakterien über die Blutbahn in andere Bereiche des Körpers gelangen. Je angeschlagener das Immunsystem ist, um so deutlicher vermehren sich die Bakterien. Forscher aus den USA haben sogar Zusammenhänge nachweisen können, bei denen eben diese Karieskeime ausschlaggebend für eine bestimmte Form der Lungenentzündung sind. Ähnliche Verbindungen werden bei Entzündungen der Nebenhöhlen, der Hirnhaut und des Herzens vermutet. Diese Tatsachen sollten den Patienten nicht gleich in Panik versetzen, sondern lediglich zu einer intensiveren Pflege der Zähne motivieren. Bei Einhaltung bestimmter Regeln und Gewohnheiten ist es nicht schwer der Karies vorzubeugen. Als oberste Devise gilt, saubere Zähne bekommen keine Karies. Die richtige Putztechnik ist entscheidend, denn die Problemfälle, wie Zahnzwischenräume, können mit einfachem Schrubben nicht gereinigt werden. Wie sie richtig putzen, welche Zahnbürste empfehlenswert ist und wobei beim Kauf der Zahncreme geachtet werden muss, erklärt der Zahnarzt. Dreimal täglich Zähneputzen ist optimal, aber in der heutigen Zeit schwer realisierbar. Zweimal Putzen pro Tag reicht durchaus, wenn der Patient richtig und ausdauernd putzt. Zahnseide sollte dafür zu einer Selbstverständlichkeit werden. Natürlich spielt auch die Ernährung eine nicht unwesentliche Rolle. Über den Tag verteilt sollte auf einen häufigen Genuss von klebrigen, süßen und säurehaltigen Lebensmittel verzichtet werden, besonders dann, wenn keine Möglichkeit besteht, die Zähne zu putzen. Wichtig ist es, nach dem Genuss von stark saurem Essen oder Getränken mindestens eine halbe Stunde mit dem Putzen zu warten. Säuren besitzen die Eigenschaft den Zahnschmelz aufzuweichen. Putzt sich der Patient unmittelbar danach die Zähne, so trägt er Teile der aufgeweichten Zahnsubstanz ab, und bringt so mehr Schaden als Nutzen. Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi nach dem Essen ist empfehlenswert. Es fördert die Speichelbildung und hemmt Bakterien. Süßigkeiten, die mit dem Symbol „Zahn mit Regenschirm“ gekennzeichnet sind, stellen für die Zähne kaum ein Problem dar. Sie enthalten statt Zucker synthetische Austauschstoffe. Diagnose und Behandlung Karies macht sich durch viele Symptome bemerkbar. Überempfindlichkeit auf süß, kalt oder heiß, lang andauernde Schmerzen, dunkle Verfärbungen oder helle Entkalkungsstellen können Indikatoren für eine beginnende oder bereits fortgeschrittene Karieserkrankung sein. Außer durch die eben genannten äußerlichen Auffälligkeiten kann der Zahnarzt auch mittels Sonde, Licht oder Röntgen kariöse Stellen ausfindig machen. Es gibt fünf verschiedene Formen der Karies, die sich durch den Status der Erkrankung unterscheiden. Initialkaries ist die beginnende Entkalkung des Zahnschmelzes. Ist der Schmelz bereits angegriffen, sprechen die Ärzte von Caries supercialis. Reicht die Karies bis zum Zahnbein, dem sogenannten Dentin heißt sie Caries media. Stellt der Zahnarzt die Diagnose Caries profunda, bedeutet es, dass die Karies bereits in Nervennähe ist. Die letzte Form der Karies ist die Caries sicca, die durch alte, dunkle und harte Kariesstellen charakterisiert ist. Die Behandlung fällt, je nach Krankheitsbild, unterschiedlich aus. Meist wird die Karies mittels Bohrer aus dem Zahn entfernt. Einige Zahnärzte bieten statt des Bohrers auch die Behandlung mit Carisolv an. Dieses Gel hat die Eigenschaft kariöse Zahnsubstanz zu erweichen, so das es anschließend nur herausgeschabt werden muss. Diese Behandlungsmöglichkeit ist optimal für ängstliche und schmerzempfindliche Patienten, jedoch wird sie noch nicht in jeder Praxis durchgeführt. Bei noch nicht sehr weit fortgeschrittener Karies bedarf es für die Behandlung meist nur eine Sitzung. Sollte die Karies kurz vor dem Nerv stehen, oder hat sie diesen bereits befallen, ist die Behandlung langwieriger. Im schlimmsten Fall müssen der Zahnnerv entfernt und die Wurzelkanäle gefüllt werden.